Von mutigen Menschen und märchenhaften Projekten
Am 28. Juli 22 trafen sich 60 geladene Gäste zur Fachveranstaltung „20 Jahre am Puls der Zeit“ in den Räumen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns in München. Anlass war das 20- jährige Jubiläum der Selbsthilfekoordination Bayern, deren Ziel es ist die Selbsthilfebewegung in Bayern zu stärken.
Bei einem Festvortrag erzählten die beiden Geschäftsführerinnen Theresa Keidel und Irena Tezak von mutigen Menschen und märchenhaften Projekten der letzten zwanzig Jahre. SeKo sei eine Erfolgsgeschichte, denn die Anzahl der selbsthilfeunterstützenden Einrichtungen konnte fast verdoppelt werden. Außerdem wurde durch eine Vielzahl an Projekten eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen der bayerischen Selbsthilfe und Professionellen aus dem Gesundheits-und Sozialbereich erheblich verbessert werden.
In der anschließenden Talkrunde unter Moderation von Klaus Grothe-Bortlik, Vorstand von SeKo Bayern e.V., kamen Selbsthilfeaktive aus Bayern und der Landesbischof der evangelischen Kirche Heinrich Bedford-Strohm zu Wort.
Zum einen wurde das mit ihm gegründete Selbsthilfenetzwerk von Angehörigen von Covid-Verstorbenen vorgestellt. Zum anderen berichteten Selbsthilfeaktive über neue Herausforderungen und wie sie diese meistern. So war es für viele Gruppen eine große Umstellung sich von heute auf morgen nur noch online treffen zu können. Dies könne aber auch eine Bereicherung sein, denn die Kontakte sind ortsunabhängig und bei schwierigen Themen kann trotzdem eine große Nähe hergestellt werden. Auch die ständig wechselnden Corona-Regeln wurden als anstrengend und wenig selbsthilfeförderlich eingestuft.
Besonders berührend waren die unterschiedlichen Berichte bei der Talkrunde: so sagten zwei Selbsthilfeaktive, dass sie den anderen Gruppenmitgliedern manchmal mehr anvertrauen könnten als ihrer eigenen Familie. „Hier weiß ich genau, dass die andere mich und meine Beschwerden sofort versteht.“ Heinrich Bedford Strohm zeigte sich sehr beeindruckt von der Offenheit, die in der Selbsthilfe gelebt wird: es wäre schön, wenn auch andere Menschen sich dies stärker zum Vorbild nehmen und über ihre Schwächen oder Probleme ganz offen sprechen. Das wäre für uns alle sehr heilsam.“
Umrahmt wurde das Programm von „Stine & Stone“, die mit wunderschönen Balladen die Jubiläums-veranstaltung begleiteten. Ein emotionaler Höhepunkt war das „Halleluja“ von Leonard Cohen, begleitet vom Landesbischof auf der Geige.